(Rezension) Judith Fanto: Viktor
- agbuerkle
- 9. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn man in ein Impfzentrum geht, um sich zum ersten oder zweiten Mal gegen Corona impfen zu lassen, nimmt man am besten Lektüre mit. Es kann nämlich sein, dass man auf die Impfung warten muss. Zumindest sollte man noch mindestens eine Viertelstunde warten, nachdem man gegen Corona geimpft wurde. Es könnten ja irgendwelche Nebenwirkungen sofort auftauchen.
Am 22. Juli 2021 holte ich mir meine zweite Corona-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in einem Impfzentrum, circa 35 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, ab. Im Gegensatz zu meinem ersten Impftermin am 10. Juni 2021 musste ich dieses Mal nicht so lange warten. Ich kam sofort dran, nachdem ich mich angemeldet hatte.
Die Impfärztin redete mit mir, sie wollte wissen, welche Nebenwirkungen ich nach der ersten Impfung gehabt hatte. Bei mir war lediglich ein leichter Muskelkater im Oberarm aufgetreten, der nach einigen Tagen verschwunden war. Also, alles bestens, kein Problem.
Nachdem ich die zweite Impfung bekommen hatte, durfte ich noch eine Viertelstunde in einem Nachbeobachtungsbereich Platz nehmen. Dort bekam ich stilles Wasser zu trinken und holte mein Buch heraus, das ich mir mitgenommen hatte, um mich etwas abzulenken.
Ich freute mich auf die Lektüre, denn sie war interessant und packend – und hat mir einige schöne und wertvolle Lesestunden beschert.
Es handelt sich hier um folgendes Buch:
„Viktor“ von Judith Fanto
Erscheinungsdatum in Deutschland: 18. Mai 2021
ISBN-Nummer: 978-3825152574
Verlag: Urachhaus
Seitenzahl: 415 Seiten
Das Buch ist in der deutschen Ausgabe als Hardcover-Ausgabe mit Schutzumschlag erschienen und kostet 24 Euro.
Über die Autorin Judith Fanto:
Judith Fanto ist eine Autorin, die 1969 geboren wurde. Von Beruf ist sie Juristin im Bereich Medizinrecht.
Die Autorin ist Mutter von drei Kindern. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit setzt sie sich als Gründerin mehrerer Stiftungen für kulturelle Aktivitäten und Bildungsangebote vor allem für jüdische Mitmenschen sowie für Kinder mit psychiatrischen Problemen ein. Ihr Debütroman "Viktor" erzählt vom Schicksal ihrer Familie und avancierte schon nach wenigen Wochen zum Bestseller.
Leseprobe:
Kostenlose Leseproben gibt es mehrfach im Internet. Auch bei vorablesen.de. Einfach nach dem Buch dort suchen und die Option „Leseprobe öffnen“ anklicken. Schon ist es möglich, einige Seiten kostenlos zu lesen.
Worum geht es in dem Buch?
Geertje ist eine junge Frau und lebt in Nijmegen in den Niederlanden. Sie will Jura studieren, trifft sich mit ihrer Freundin Yolante und verliebt sich in den angehenden Zahnarzt Thomas.
Gleichzeitig möchte sie für sich selbst herausfinden, wie sie zum Judentum steht, da sie und ihre Familie jüdisch sind. Sie versucht, in eine jüdische Gemeinschaft einzutreten, was ihr aber nicht einfach gemacht wird. Und sie recherchiert ihre Familiengeschichte, da ihr ihre Großeltern nicht alles sagen wollten, was damals in deren Heimat – in Wien – während der Nazi-Zeit passierte.
Geertjes Großvater Felix hatte einen Bruder, namens Viktor, der als Frauenheld galt. Außerdem galt er als sehr kreativ, was seine Geldverdienstmöglichkeiten anbelangte.
Geertje recherchiert und ändert parallel dazu ihren Vornamen. Geertje passt nicht zu ihr – das fühlt sie nicht nur, das haben ihr auch mehrere Leute gesagt. Sie nennt sich von nun an Judith.
Meine Meinung zu diesem Buch:
„Viktor“ ist ein flüssig geschriebenes und lesenswertes Buch aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler). Sofort bin ich mitgerissen von den Ereignissen rund um die Familie Fanto in Wien. Sie sind Juden, sie feiern jüdische Feste. Wenn ich Ausdrücke und Wörter zu diesem Thema, die in dem Buch fallen, nicht kenne, kann ich ihre Bedeutung am Schluss des Buches in einem Extra-Kapitel nachschlagen.
Mir gefällt der Schreibstil und manche Ereignisse in dem Buch werden mit einem Augenzwinkern geschildert. Beispielsweise ein Essen bei den Großeltern oder das Gespräch zwischen Judith und einem Rabbiner, mit dessen Hilfe sie in eine jüdische Gemeinschaft in Nijmegen aufgenommen werden will.
Als Leserin will ich wissen, wie es mit Viktor, Felix und ihren Angehörigen in Wien weitergeht. Es passieren erschütternde Dinge. Die Familie diskutiert, wie sie mit den Repressalien gegen die Juden umgehen soll. Alles ist mit einer gewissen Distanz, aber auch anschaulich und lesenswert geschrieben.

„Victor“ ist nicht nur ein Familienroman, sondern auch ein Roman über eine junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Ich wünsche diesem Buch noch viele Leserinnen und Leser und empfehle es mit fünf von fünf Sternen weiter.
Comentarios