(Rezension) Inger-Maria Mahlke: Unsereins
- agbuerkle
- 31. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im November habe ich wieder die Region Hohenlohe-Franken besucht. Mit meinem Mann war ich einige Tage in einem Hotel. Von dort aus unternahmen wir einige Ausflüge.
Natürlich hatte ich auch Lesestoff dabei. Ich las das Buch
„Unsereins“ der deutschen Autorin Inger-Maria Mahlke.
Eigentlich wollte ich das Buch während dieses Urlaubs zu Ende lesen, aber so einfach ging das nicht. Das Buch ist nämlich nicht einfach zu lesen, teilweise ist es recht anstrengend. Ich habe es aber dennoch geschafft, das Buch ganz zu lesen. Wie es mir gefallen hat, liest man jetzt.
Kurze Informationen zu „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke:
Erscheinungsdatum in Deutschland: 14. November 2023
Verlag: Rowohlt-Buchverlag
ISBN-Nummer: 978-3498001810
Seitenzahl: 496 Seiten
Das Buch ist als Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag erschienen und kostet im deutschen Buchhandel 26 Euro.
Über die Autorin Inger-Maria Mahlke:
Die deutsche Autorin Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf. Sie studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Ihr Debütroman „Silberfischchen“ wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Für einen Auszug aus ihrem Roman „Rechnung offen“ bekam sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihr Roman „Wie Ihr wollt“ gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman „Archipel“ dann erhielt.
Worum geht es in dem Buch?
Der Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen einiger Leute aus Lübeck, die sich in den Jahren von 1890 bis 1906 abspielen. Das Deutsche Reich ist damals ein Kaiserreich und Lübeck gilt als „kleinster Staat“ darin.
Die Leser machen Bekanntschaft mit Georg, der aus Berlin kommt, in Lübeck das Gymnasium besucht und nicht sonderlich Freude an der Schule hat. Er wohnt bei einem Pastor, der nicht nur ihn, sondern auch andere Schüler beherbergt.
Weiterhin lernt man Friedrich Lindhorst kennen, praktizierender Rechtsanwalt, verheiratet und kinderreich. Seine Frau kommt mit der Kinderschar nicht klar, immer wieder leidet sie an seelischen Problemen.
Der Ratsdiener Isenhagen ist sehr beschäftigt. Seine Nachbarschaft, besonders Mathilde Helms, interessiert sich dafür, wie seine Wohnung aussieht. Er konsultiert Mathilde Helms immer wieder in Fragen zu Zimmerpflanzen.
Ida Stuermann ist Dienstmädchen bei den Lindhorsts. Sie träumt von einer Karriere als Stenotypistin, besucht an ihren freien Tagen Kurse für Stenografie und erlernt Maschinenschreiben.
Es gibt noch viele andere Personen, deren Schicksal teilweise gestreift wird oder über die ausführlicher berichtet wird.
Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist im Präsens geschrieben, aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler). Die Autorin hat einen sehr anspruchsvollen Erzählstil gewählt mit wenig wörtlicher Rede, viel indirekter Rede und einigen alten Wörtern. So ist ein Gymnasium beispielsweise eine „Anstalt“ und die Frau des Pastors eine „Pastete“.
Einen roten Faden in der Handlung sucht man vergeblich, auch ist keine Spannung vorhanden. In dem Buch geht es vielmehr um die Gesellschaft im Deutschen Reich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert. Wer in wohlhabenden Verhältnissen geboren ist, kann es schaffen, Karriere zu machen. Vorwiegend ist das Männern vergönnt.
Frauen kümmern sich um die Kindererziehung, beaufsichtigen das Dienstpersonal. Wer wohlsituiert ist, fährt im Sommer für einige Wochen in den Urlaub, beispielsweise nach Sylt.
Viele der Figuren sowie die Darstellung der Gesellschaft aus längst vergangenen Zeiten ziehen den Leser in den Bann. Zum Glück gibt es am Anfang des Buches ein Verzeichnis der handelnden Personen. Es ist nützlich und erleichtert die Lektüre immer wieder.
Mein Fazit:
Das Buch lässt sich nicht „einfach weg lesen“, es erfordert Konzentration. Viele Personen, viele Puzzleteile, viele Momentaufnahmen machen diesen Roman aus. Von manchen wird mehr, von anderen weniger berichtet. Manche Fragen, die man als Leser hat, bleiben ungeklärt. Zum Beispiel: Kommt Robert aus Japan zu Hause an? Welche Probleme hat Ida mit ihren Händen, besonders am Ende des Romans?
Positiv finde ich, dass ich in diesem Buch einiges über die Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich in Lübeck gelernt habe. Diese Zeit ist faszinierend dargestellt.

Ich vergebe „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.
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